Vereinschronik

Die Chronik ist ein Gemeinschaftswerk und wurde von Fritz Kreutz (Oberturnwart 1949 – 1967) begonnen, von Heinrich Hornung (Protokollführer 1948 – 1998) bearbeitet, von Edgar Bernhard (1. Vorsitzender 1972 – 1987) fortgeschrieben und von Bernhard Hoffmann (1. Vorsitzender 1987 – 2004) zusammengefasst.

1. Erste Anfänge des Turnens in unserer Region
Der turnerische Gedanke von Turnvater Jahn, der sich um die Jahrhundertwende auch stark in unserer engeren Heimat ausbreitete, berührte mit dem jungen Turner Georg Kling aus Wilhelmsfeld erstmalig den Dilsberg. Als Knecht eines hiesigen Bauern tätig, verstand er es, nach und nach eine Schar junger Burschen um sich zu scharen und diese eine zeitlang mit „wildem Turnen“ zu begeistern. Sicher nicht unbeeinflußt durch die Turnvereinsgründungen der Umgebung (TV Neckargemünd 1876, TV Schönau 1895, Turnerbund Neckarsteinach 1904 und Turnverein Kleingemünd 1907) reifte bei diesen Turnern der Gedanke einer Vereinsgründung, bei welcher der Turnerbund Neckarsteinach Pate stand.

2. Von der Vereinsgründung 1909 bis zum fast vollständigen Zerfall 1930
Am 21.11.1909 stieg unter Anwesenheit des Vorsitzenden, Hauptlehrer Chelius und 1. Turnwart Wilhelm Pajatty (beide TB Neckarsteinach) im Gasthaus „Zum Lamm“ die Gründungsversammlung, bei der Ludwig Mersche zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde. Praktischerweise wurde Wilhelm Pajatty (Neckarsteinach) auch gleich zum 1. Turnwart gewählt. Die Erstausstattung an Turngeräten waren ein Behelfsreck und 20 Turnstäbe, die man nur durch großzügige freiwillige Spenden anschaffen konnte.

Die Übungsstätten lagen zunächst im Freien, zuerst in der Gartenwirtschaft „Zur Sonne“, später in der Buschwiese bei Karl Landwehr. Im Sommer 1910 konnten die ersten richtigen Turngeräte angeschafft werden und Julius Zapf, Besitzer der „Schönen Aussicht“, stellte den jungen Turnern seinen Saal zur Verfügung. Bereits im Herbst 1910 konnte sich der junge Verein beim „Abturnen“ der Öffentlichkeit vorstellen. Der Festplatz lag unter der alten Linde im Schlosshof und der Turnerball fand am Abend in der „Schönen Aussicht“ statt. In den Jahren bis zum 1. Weltkrieg entwickelte sich der Verein erfreulich und stetig, die jungen Turner waren bei allen Turnfesten des Neckar-Elsenz-Turngaus vertreten und teilweise auch erfolgreich. Dies war nicht zuletzt auch Lehrer Eduard Schnautz zu verdanken, der nach Dilsberg versetzt wurde und im Jahre 1911 das Amt des 1. Vorsitzenden übernahm.

Nach dem ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918, aus dem 16 junge Turner aus Dilsberg nicht mehr heimgekehrt sind, konnte im Jahre 1919 das turnerische Leben wieder aktiviert werden und mit Lehrer Friedrich König, der 1920 auf den Dilsberg versetzt wurde, gelangte der Verein zu einer starken Führungspersönlichkeit. Er gründete in kurzer Zeit eine Schüler- und Turnerinnenabteilung. Im Jahre 1920 zählte der Verein bereits 110 unfallversicherte Mitglieder und wuchs bis zum Jahre 1926 schnell weiter und zu einem starken Verein heran.

Welche Zucht und Ordnung damals herrschte (z.B. Strafe für unentschuldigtes Fehlen), kann den alten Kassenbüchern entnommen werden, die der überkorrekte Kassenwart Georg Hofmann in dieser Zeit Monat um Monat genauestens führte.

Der immer stärker werdende Verein ließ kein Turnfest der Region aus und wie die Chronik berichtet, muss schon seinerzeit ein vereinseigener Spielmannszug existiert haben, der die Turner zu den Veranstaltungen der Region begleitete.

Bereits 1920 bis 1926 rangen die Verantwortlichen des Turnerbundes mit dem damaligen Domänenamt, ein entsprechendes Gelände zu finden, um den Turnerinnen und Turnern einen geeigneten Turnplatz für ihre Übungen zur Verfügung zu stellen. Aufbauarbeit von mehr als 3000 freiwilligen Arbeitsstunden wurde geleistet, um die Voraussetzungen für den „Turn- und Spielbetrieb“ auf der Tuchbleiche zu schaffen.

Dekan Wäldele, der über all‘ diese Aktivitäten seine schützende Hand hielt, wurde 1925 versetzt, ebenso Hauptlehrer König und kurz darauf im Jahre 1926 auch noch Hauptlehrer Schnautz. Zu diesen Schicksalsschlägen kam die Anordnung, die Turnhalle im Pfarrgarten abzureißen, was wegen Fehlens der Turnhalle in der darauffolgenden Zeit zum Einschlafen des Turnbetriebes führte. Die Turngeräte wurden notdürftig in einem Schuppen auf dem Turnplatz untergestellt.

Die wirtschaftliche Notlage dieser Zeitepoche und die fehlende Turnhalle hatten viele Abwanderungen von Turnern nach Neckargemünd zur Folge.

3. Der Aufschwung des Turnerbundes im Jahre 1930 bis zur kriegsbedingten Auflösung im Jahre 1940
Als der Bestand des Vereins im Jahre 1930 durch Wegzug fast aller Führungskräfte auf des Messers Schneide stand, rafften sich einige Turner um Hans Rupp und Theodor Ohlhauser auf, um mit letzter Kraft den Zerfall aufzuhalten. In Hauptlehrer Friedrich Kiefer, der im Jahre 1930 an die Schule auf dem Dilsberg versetzt wurde, fanden die Turner einen Freund und Helfer. Die Generalversammlung 1930 brachte dann mit der Wahl von Friedrich Kiefer zum 1. Vorsitzenden, Theodor Ohlhauser zum 2. Vorsitzenden und Hans Rupp zum Oberturnwart die entscheidende Wende. Eine neue Führungsmannschaft war gewählt und noch in diesem Jahr fand der Gauturntag des Turngaues Heidelberg auf dem Dilsberg statt. Dies gab der Turnbewegung im Ort einen zusätzlichen Antrieb. Mit viel neuem Mut und gesammelter Kraft sowie neuen Ideen ging man ans Werk, galt es doch vier verlorene Jahre wieder aufzuholen.

Nun hatte man aber immer noch keine Turnhalle, die zur Ausübung der Turnübungen dringend benötigte wurde. Man fing an, eine Turnhalle zu bauen und das fast Unmögliche gelang. Mit großem Idealismus stellte ein Teil der Turnerinnen und Turner dem Verein seine (lt. Chronik „gesamten“) Ersparnisse zinslos zur Verfügung, weiter sprangen der Sängerbund 1852 und die Gemeinde helfend ein. Der Turnerbund holte das Letzte aus seinen Kassenbeständen heraus und in selbstloser freiwilliger Arbeit stellten Dilsbergs Turner erneut ihren unverwüstlichen Turnergeist unter Beweis. Das Ergebnis konnte sich bei der Halleneinweihung am 5. Juni 1932 sehen lassen. Die Feier wurde u. a. durch Turndarbietungen des TV Schwetzingen und Sinsheim umrahmt. Dadurch erhielt der Verein wieder Auftrieb und die Leistungskurve stieg steil nach oben. Nach Wiedergründung der Schülerinnen-, Schüler-, Turnerinnen- und einer Schwimmabteilung (!) stellte der Verein im Jahre 1933 stolze 86 aktive Turnerinnen und Turner. Von 1930 bis 1936 verging kein Turnfest, bei dem Dilsberger Aktive nicht ehrenvoll ausgezeichnet wurden. Zwei ständige Mitglieder konnten sogar in die Kreisriege des Neckar-Elsenz-Turngaus abgestellt werden.

Da auch in dieser Zeit das Vereinsleben durch starke Persönlichkeiten geprägt wurde, war die Krise vorprogrammiert, als die Lehrerin, Rosel Ertel und Hauptlehrer Friedrich Kiefer im Jahre 1934 von Dilsberg weg versetzt wurden. Der Aufbau der neuen Wehrmacht im sogenannten 3. Reich ließ auch viele Dilsberger Turner Soldat werden. Dadurch war der Verein personell sehr geschwächt.

Die Vereinsgleichschaltung mit all ihren vorkommandierten Anweisungen, die Verfügungsgewalt des NS-Staates über das Eigentum der Vereine und nicht zuletzt die politischen Gegensätze unter den restlichen Turnern selbst, gruben dem Turnerbund Dilsberg sein Grab. So war der Zerfall des Vereins mit Beginn des 2. Weltkrieges nicht mehr aufzuhalten. Der Rest von 9 Mitgliedern traf am 9. März 1940 mit nur einer Gegenstimme den folgenschweren Entschluss, den Verein aufzulösen.

Nach 31 Jahren blühenden Turnertums, in denen harte Bewährungsproben zu bestehen waren, das den Turnerinnen und Turnern aber auch viele schöne Stunden bescherte, ging auch die mit allen möglichen Anstrengungen erschaffene Turnhalle mitsamt dem Inventar an die Gemeinde Dilsberg gegen eine Schuldübernahme von 250,- Reichsmark über.
Nun sollte das traurigste Kapitel unserer jüngsten Geschichte mit seinem grausamen 2. Weltkrieg folgen, der 18 jungen Dilsberger Turnern das Leben kostete.

4. Die Wiedergründung im Jahre 1946 bis zum 50jährigen Jubiläum 1959
Wie überall entstand aus den Ruinen des zweiten Weltkrieges auch in Dilsberg neues Leben. So fanden auch die wieder heimgekehrten Turner und Sportler zusammen, die sich nach den langen Kriegswirren nach Ruhe und Frieden sehnten. Am 24. Januar 1946 wurde dann im Lokal „Zur Burg“ in Dilsberg die SG Dilsberg gegründet, zu deren 1. Vorsitzenden Erwin Ohlhauser gewählt wurde. Im März 1946 lag zwar bereits die Genehmigung zur Weiterführung des Namens „Turnerbund Dilsberg“ vor, doch man einigte sich auf den Namen TSV 1946 Dilsberg. Die damals 80 Mitglieder turnten und spielten Fußball. Im Jahre 1947 wurde der Dilsberger Ratschreiber Heinrich Lenz 1. Vorsitzender des Vereins.

Der Wunsch nach Einheit und Frieden, so der Chronist, blieb leider wie in so vielen Orten, auch auf dem Dilsberg nur ein Traum, interne Zwistigkeiten und Reibereien ließen am 5. September 1949 die Fußballer aus dem TSV ausscheiden. Aufgrund fehlender Vorturner und fachlicher Führungskräfte blieb das turnerische Leben eher bescheiden. Erst als der alte Jugendwart Fritz Kreutz wiedergewonnen werden konnte, kam das turnerische Leben wieder in Fluss. Mit der Reaktivierung der alten Turner erwachte in der Folgezeit auch der Wunsch, den alten Namen Turnerbund 1909 Dilsberg wieder zu führen, der ja bereits genehmigt war. Wie bedeutsam dieses Thema war zeigte sich dadurch, dass auf einer außerordentlichen Versammlung im Jahre 1953 durch einstimmigen Beschluss der bisherige Name TSV 1946 gelöscht wurde und man wieder zum alten Namen zurück fand.

Erfreulicherweise konnte in der Folgezeit ein starker Zugang von Kindern und Jugendlichen verzeichnet werden, deren Anzahl auf über 70 im Zeitraum eines Monats beziffert wird. Zwischen den Kinder und den „Alten“ klaffte jedoch eine ganze Generationslücke, die nur sehr langsam innerhalb der nächsten Jahre zu schließen war.

Den wohl stolzesten Erfolg in der Vereinsgeschichte konnte bis dahin Rainer Ohlhauser erringen, er wurde 3. Sieger beim Deutschen Sechskampf der Leitathletik-Klasse beim Deutschen Turnfest 1958.

Im Jubiläumsjahr 1959 ist der Turnerbund ein blutjunger Verein. Von seinen nahezu 200 Mitgliedern sind allein ca. 130 unter 21 Jahre alt, was zu großen Hoffnungen für die Zukunft berechtigte.

Natürlich waren auch die Erweiterung und der Ausbau der Turnhalle mit Unterstützung der Gemeindeverwaltung und ihrem Ratschreiber Heinrich Lenz immer wieder ein Thema in der Vereinsgeschichte.

Vom 1. bis 3. August 1959 feierte der Turnerbund sein 50jähriges Vereinsjubiläum und es war alles aufgeboten, gebührend zu feiern. Die sportliche Ausrichtung und fachliche Regie lag in den Händen des damaligen Oberturnwarts Fritz Kreutz, der den 1. Vorsitzenden Heinrich Lenz tatkräftig unterstützte. Diese beiden Führungskräfte konnten unter ihrer Leitung weitere Leistungssteigerungen bei den Turnerinnen und Turnern auf fast allen Gebieten erreichen. Sicher gab die Präsentation beim Jubiläum einen zusätzlichen Anstoß, sich im Turnerbund aktiv zu betätigen. So hat Fritz Kreutz nicht nur den Kinderabteilungen zu neuem Glanz verholfen, er war auch ein hervorragender Organisator, führte seine Gruppen zu Turnfesten, Ausflügen und veranstaltete u.a. auch reich ausgestattete Sommertagszüge.

In der Folgezeit konnte das Trainingsangebot erweitert werden, was einen ständigen Mitgliederanstieg zur Folge hatte. Mit Freude wurde beobachtet, wie sich der im Jubiläumsjahr gegründete Fanfarenzug (heute: Musikzug) ständig vergrößerte sowie profilierte und sehr bald auch über die engeren Grenzen hinaus Lob und Anerkennung fand. Er wurde durch seine ständige Weiterentwicklung zum festen Bestandteil des Turnerbundes und ist heute noch ein prachtvolles Aushängeschild des Vereins. Die Partnerschaft mit dem französischen Partnerverein Musique municipale de Lugrin am lac lemon (Genfer See) wird hauptsächlich vom Musikzug getragen.

5. Die nächsten 25 Jahre von 1959 bis zum 75jährigen Jubiläum 1984
Nach dem sportlichen Auftrieb, den der Turnerbund – nicht zuletzt angekurbelt durch die Jubiläumsfeierlichkeiten – weiter erhielt, musste man dem auch nach außen hin Rechnung tragen. Der Vorstand beschloss, dass der Turnerbund seine erste Vereinsfahne erhalten müsse. Initiatoren waren der damalige Vorsitzende Heinrich Lenz und Oberturnwart Fritz Kreutz, welche die Spendenfreude sowohl bei der Bevölkerung als auch bei den Mitgliedern zu wecken verstanden. Vom 18. bis 20. Mai 1963 wurde diese Fahne, die noch heute Vereinsfeierlichkeiten und Trauerzüge unserer Mitglieder begleitet, feierlich eingeweiht.

Am 31.12.1964 trat der 1. Vorsitzende Heinrich Lenz von seinem Amt zurück, sein Nachfolger wurde Helmut Brox. Der Chronist schreibt von gewissen Krisen in dieser Zeit, die nur durch den Einsatz von Oberturnwart Fritz Kreutz überwunden werden konnten. Er hatte es immer wieder verstanden, durch „sachliche Kritik und Ermahnungen“ die Jugendlichen zu aktivieren. Daneben war auch Altersturner Kilian Fischer stets bestrebt, den älteren Turnern entsprechende sportliche Angebote zu machen. Er selbst ließ es sich bis 1987 nicht nehmen, immer wieder an Landes-, Deutschen- und ausländischen Turnfesten als aktiver Turner seiner Altersklasse mitzuwirken und auch entsprechende Erfolge für den Verein zu erringen. Leider setzte ein schwerer Unfall bei einem Sportfest seiner altersturnerischen Tätigkeit für den Turnerbund Dilsberg ein Ende.

Fritz Kreutz trat am 17. Juli 1967 als Oberturnwart zurück, womit der Turnerbund einer seiner besten Führungspersönlichkeiten verlor. Am 15. März 1969 wurde er unter Würdigung seiner hervorragenden Leistungen insbesondere der verdienstvollen Turnerziehung der Schülerinnen und Schüler zum Ehrenmitglied ernannt.

Sein Nachfolger als Oberturnwart wurde Bernhard Ehrenfried, Lehrer an der Grundschule in Dilsberg, der in den folgenden Jahren vor allem in der Leichtathletik Schwerpunkte setzte.

In dieser Zeit wurden die ersten Jahresberichte geboren und natürlich in Inhalt und Aufmachung ständig weiter entwickelt. Vom 31. Mai bis 1. Juni 1969 feierte der Turnerbund sein 60jähriges Bestehen und das 10jährige Bestehen des Fanfarenzuges (heute Musikzug) in kleinerem aber würdigem Rahmen.

Ende 1971 trat der 1. Vorsitzende Helmut Brox aus gesundheitlichen Gründen zurück. Unter diesem Aspekt stellte auch der 2. Vorsitzende Karl Horchheimer sein Amt zur Verfügung um es in „jüngere Hände“ zu geben. Helmut Brox wurde 1972 in einer würdigen Feier zum Ehrenvorsitzenden und Karl Horchheimer, der seit dem 1. März 1953 2. Vorsitzender war, zum Ehrenmitglied ernannt.

Nach längeren Verhandlungen wurde eine neue Führungsmannschaft gefunden. Am 25. März 1972 wurde der bisherige Kassenwart Edgar Bernhard zum 1. Vorsitzenden gewählt und das langjährige Turnratsmitglied Werner Horchheimer zum 2. Vorsitzenden. Natürlich brauchte man jetzt wieder einen Kassenwart, der sich in Jürgen Withopf, von Beruf Bankkaufmann, fand. Das Votum für alle drei Führungskräfte war einstimmig. Oberturnwart Bernhard Ehrenfried stellte sein Amt zur Verfügung und Fritz Bernhard, ebenfalls Sportlehrer, wurde sein Nachfolger.

Am 1. Januar 1973 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Dilsberg in die Stadt Neckargemünd eingemeindet. Wesentlicher Bestandteil des Eingemeindungsvertrages war die Zusage zum Bau einer neuen Turnhalle bei der neuen Grundschule im Eisenfresser, deren Verwirklichung noch lange auf sich warten lassen sollte.

Bei der Mitgliederversammlung am 30. März 1974 wurde eine neue Vereinssatzung zur Abstimmung vorgelegt, die dann den Eintrag des Turnerbundes in das Vereinsregister ermöglichen sollte. Es dauerte aber noch bis zum 17. April 1975, ehe der „Turnerbund 1909 Dilsberg e.V.“ ins Vereinsregister eingetragen wurde.

Zur Ausweitung des Sportangebotes für die Mitglieder des Turnerbundes wurde eine Leichtathletik Gemeinschaft zusammen mit den beiden anderen Stammvereinen Turnverein 1876 Neckargemünd und Turnverein 1907 Kleingemünd gegründet. Die entsprechende Vereinbarung konnte bereits am 20.11.1974 durch die Vorsitzenden der drei Neckargemünder Vereine unterzeichnet werden.

Bei der Feier zum 65jährigen Vereinsbestehen wurde auch dem Fanfarenzug mit seinen neuen Uniformen besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Diese Feier nahm die Vereinsführung zum Anlass, Fritz Kreutz zum Ehrenoberturnwart zu ernennen. Auch hier war der Vorsitzende maßgeblich beteiligt und hat es auch sonst in hervorragender Weise verstanden, dem Verein sein besonderes Gepräge zu geben.

Das Bestreben zum Erweitern des Vereinsangebotes war weiter ungebrochen. Nachdem in Sportlehrer Manfred Ohlhauser ein Abteilungsleiter und gleichzeitig auch Trainer gefunden war, konnte am 14. Juni 1976 eine Volleyballabteilung gegründet werden. Da das Betreiben dieser Sportart in der Turnhalle Tuchbleiche nicht möglich war, musste eine andere Möglichkeit gefunden werden. Der Ortschaftsrat Mückenloch war freundlicherweise bereit, die Turnhalle in Mückenloch zu Training und Spiel unserer Mannschaft zur Verfügung zu stellen.

Im Oktober weilten erstmals französische Gäste aus Lugrin bei Evian beim Fanfarenzug des Turnerbundes in Dilsberg. Maßgeblichen Anteil am Zustandekommen dieser bis heute bestehenden Partnerschaft hatte der langjährige Stabführer des Fanfarenzuges Hasso Erles.

1981 musste Oberturnwart Fritz Bernhard seine Tätigkeiten einstellen und gab sein Amt an Roland Erles weiter, der in der Mitgliederversammlung 1982 zu seinem Nachfolger gewählt wurde. Auf kulturellem Sektor wurde erstmals ein Silvesterball in der Tuchbleichenhalle durchgeführt, der allerdings nicht sehr von Erfolg gekrönt war. Weniger wegen der tollen Ausschmückung der Halle oder dem leckeren kalten Buffet, nein, die Besucherzahl ließ sehr zu wünschen übrig.

Mit der Einweihung des neuen Schulhauses im „Eisenfresser“ bot sich dem Turnerbund im Jahre 1983 auch die Gelegenheit, im alten Schulhaus an der Steige einen Vereinsraum im Erdgeschoss von der Stadt Neckargemünd zu beziehen. Die Renovierung erfolgte natürlich in Eigenleistung der Mitglieder (200 Arbeitsstunden und 1.500,- DM Materialkosten) und bald war es dort so urgemütlich, dass hier die meisten Besprechungen und Treffen abgehalten sowie „runde“ Geburtstage gefeiert wurden.

Mit der Wahl eines Festausschusses begannen nun auch langsam die Vorbereitungen für das 75jährige Vereinsjubiläum, das in großem Rahmen gefeiert werden sollte.

6. Das 75jährige Jubiläum im Jahre 1984
Dass der Turnerbund seine Arbeit ernst nimmt, zeigte sich dadurch, dass bereits in der Turnratsitzung vom 13. Oktober 1982 – also fast zwei Jahre vor dem Jubiläum – ein zuletzt 20köpfiger Festausschuss unter der Leitung von Bernhard Hoffmann ge-wählt wurde. Diese Arbeitsgruppe ging auch gleich ans Werk und rief kurz nach der konstituierenden Sitzung alle Vereinsmitglieder mit Rückmeldebogen auf, sich für die Feierlichkeiten als Helfer zur Verfügung zu stellen und vor allem auch entsprechende „Mund zu Mund“-Propaganda zu machen, damit möglichst viele Menschen die Jubiläumsfeierlichkeiten besuchen.

Wie bei solchen „Großveranstaltungen“ üblich, trifft man sich im Festausschuss immer öfter, je näher das große Ereignis rückt. Dazu kam, dass nicht nur das 75jährige Bestehen des Turnerbundes, sondern gleichzeitig auch das 25jährige Bestehen des Musikzuges vorbereitet werden musste, was sich im Nachhinein als Bereicherung herausstellte, da wir dadurch jede Menge musikalische Umrahmung unserer Feierlichkeiten zur Verfügung hatten.

Man war sich relativ schnell darüber im Klaren, dass die Festlichkeiten nur auf dem Turnplatz Tuchbleiche ablaufen konnten und dort für das Jubiläumswochenende ein Festzelt aufgestellt werden musste und dass man jeden Tag des Festwochenendes unter ein bestimmtes Motto stellen wollte.

Das erste Schlaglicht unseres Jubiläumsjahres war das Spielfest am 24. Juni 1984 auf dem Turnplatz, das ganz im Zeichen sportlicher und spielerischer Aktionen stand.

Oberturnwart Roland Erles hatte die vielen von der Badischen Landesbausparkasse Karlsruhe gespendeten Spielgeräte, auf die von den Helferinnen und Helfern des Turnerbundes mit viel Liebe hergerichteten verschiedenen Stände rund um den Turnplatz verteilt, damit die Besucher sich dort vergnügen konnten. Der Chronist berichtet von anfänglichem Schauerwetter. Petrus muss dann aber ein Einsehen gehabt haben und zum Nachmittag ließ er die Sonne für den Rest des Tages auf den Turnplatz scheinen, gerade richtig zur Ankunft der zahlreichen „Sternwandergruppen“.

Ein weiterer Höhepunkt war das am 1. Juli des Jubiläumsjahres in der Münzenbachhalle in Neckargemünd durchgeführte Jubiläums-Volleyball-Turnier. Nach den Vor- und Zwischenrundenspielen musste noch mancher Schweißtropfen vom Hallenboden gewischt werden, bevor die Siegermannschaft den handbemalten Jubiläums-Ziegel gegen 17 Uhr in den Händen halten konnte.

Nun konzentrierten sich alle Aktivitäten auf das große Festwochenende. Mittwochs wurde von 15 starken Männern des Turnerbundes das große Festzelt auf dem Turnplatz Tuchbleiche aufgestellt, tags darauf folgte die Inneneinrichtung wie Bühne, Bewirtschaftung, Bestuhlung und die weitere Dekoration. Nach letzten Vorbereitungen am Freitag, konnte das Fest beginnen.

Die obligatorische Totenehrung auf den beiden Dilsberger Friedhöfen wurde von den Musikern des Musikzuges würdig umrahmt. Anschließend fand das sonst so streng feierliche Festbankett im Festzelt statt. Doch der Festausschuss hatte sich dazu etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Nach den zahlreichen Ehrungen auf Vereins- und Gauebene – auch für Gründungsmitglieder des ehemaligen Fanfarenzuges – begann die große Vereinspräsentation zuerst mit dem Einmarsch des Musikzuges (in fast kompletter Besetzung von 50 Mann) und gleich anschließend präsentierten sich alle anderen Abteilungen des Turnerbundes mit einem gewaltigen Aufmarsch, so dass zum Schluss fast alle Aktiven des Turnerbundes auf der Bühne standen. Als alle versammelt waren, sang man mit musikalischer Begleitung zusammen das „Turnerlied“. Mit weiteren Darbietungen – auch anderer Vereine – ging der geglückte „Festabend“ bei Tanz mit der Turnerkapelle Spechbach zu Ende.

Am Samstag wurden nachmittags die französischen Freunde aus Lugrin im Festzelt mit dem obligatorischen Begrüßungstrunk empfangen und auf die Gastfamilien aufgeteilt. Das Motto des Samstages lautete „Tag der Unterhaltung“ und es gelang uns, attraktive Darbietungen von Gruppen und Grüppchen aus befreundeten Vereinen zu präsentieren. Als „roter Faden“ konnten wir den bekannten Conferencier und Parodist Eddy Fink verpflichten, der es in brillanter Weise verstand, die einzelnen Beiträge miteinander zu verbinden und auch selbst gelungene Beiträge und Publikumsspiele präsentierte. Dass es den Besuchern gefallen hat, zeigte sich dadurch, dass sie noch lange nach dem offiziellen Programm das Tanzbein schwangen und in gemütlicher Runde bis in den frühen Morgen zusammensaßen.

Der Jubiläums-Sonntag stand unter dem Motto „Tag der Musik“, dem gleich zu Beginn das Frühschoppenkonzert des „Musique Municipale de Lugrin“, unserer französischen Partnerkapelle zu einem schwungvollen Auftakt verhalf. Der Nachmittag war geprägt vom großen Jubiläums-Festzug mit 35 Vereinen von Dilsberg und den befreundeten Musikgruppen. Es war schon ein beeindruckendes Bild wie die Gruppen in bunter Folge durch die historischen Gassen von Dilsberg zogen, um dann durch das malerische Tor hindurch die Festung zu verlassen und zum Turnplatz zu marschieren. Zeigte sich damit dem Besucher, dass es in der heutigen Zeit noch möglich ist, in einer intakten Gemeinschaft mit vereinten Kräften ein solches Fest mit ca. 700 Festzugteilnehmern auf die Beine zu stellen.

Nicht genug von Musik an diesem Sonntag. Den absoluten musikalischen Höhepunkt lieferten die 40 Musiker des Heeresmusikkorps 9 der 1. Luftlandedivision aus Stuttgart in einem mehr als brillanten Konzert am Abend vor ausverkauftem Zelt. Und die reich bestückte Tombola trug zur Abrundung eines unvergesslichen Abends bei.

Der Montag stand ganz im Zeichen der „Dilsberger“, der Nachmittag brachte für die Kinder ein buntes Kinderunterhaltungsprogramm und die absolute „Spitzenvorführung“ des von Kinderturnwart Jochem Kann inszenierten „Zirkus Krambamboli“. Der „Dilsberger Abend“ mit vielen gelungenen Darbietungen der Dilsberger Vereine und Gruppen blieb den Besuchern noch lange im Gedächtnis, hatten sich durchweg alle Akteure doch sehr viel Mühe bei Vorbereitung und Darbietung gegeben.

Insgesamt ein gelungenes Fest mit ca. 90 Helfern anderer Vereine bei der Bewirtung und rund 80 Helferinnen und Helfer aus den eigenen Reihen. Auch von der wirtschaftlichen Seite war es ein voller Erfolg. Um sich eine Vorstellung vom Ausmaß machen zu können ein paar Zahlen aus dem „Festbericht“ unseres Kassenwartes Jürgen Withopf: Der Gesamtumsatz betrug rund 69.000,- DM. Während der Festtage wurden allein 1.600 Brötchen und 30 Laib Brot verspeist, dazu 1.100 Steaks, 1.200 Würstchen und ca. 600 Fleischspieße sowie 50 kg Käse, 300 kg Pommes und 90 kg Kartoffelsalat. Dazu wurden ca. 3.300 Liter Bier, 240 Kasten alkoholfreie Getränke, ca. 700 Liter Wein sowie Sekt und Spirituosen getrunken.

Allen Helferinnen und Helfer bei der Festvorbereitung und -durchführung wurde in besonderer Weise gedankt. Zum Fest wurde auch ein Festbuch hergestellt, das in begrenzter Stückzahl im Archiv des Turnerbundes vorhanden ist und ausgeliehen werden kann.

7. Die Entwicklung des Turnerbundes von 1985 bis 1989
Warum gerade diese Zeitepoche? Ganz einfach, weil im September 1989 die neue Turnhalle bei der Grundschule (spätere Graf von Lauffen-Halle) eingeweiht wurde und der Turnerbund damit eine ganz neue Perspektive für seinen Turnbetrieb bekam. Doch bis der erste Turner seinen Fuß zum Training in die neue Halle setzen konnte, war noch viel Energie und Mühe aufzubringen.

Die Vorbereitungen zum 75jährigen Jubiläum hatten ein großes Problem etwas in den Hintergrund gedrängt, die prekäre Situation der Sportler des Turnerbundes und die in einen zunehmend schlechteren Zustand geratene Turnhalle Tuchbleiche. Dies bereitete den Verantwortlichen des Turnerbundes Dilsberg unter seinem 1. Vorsitzenden Edgar Bernhard schon lange große Sorgen.

Im Eingemeindungsvertrag 1972 wurde zwar der Bau einer neuen Turnhalle bei der Grundschule vereinbart, doch nur unter größtem Druck, auch von Seiten des Turnerbundes, konnte nach langem Hin und Her erst am 22. August 1987 der erste Spatenstich durch Bürgermeister Oskar Schuster, den Architekten und den Baubeteiligten erfolgen.

Die Dilsberger feiern gerne, das ist bekannt. Doch der traditionelle Dilsberger Kerwetermin Mitte August wurde von der Bevölkerung zunehmend schlechter angenommen, lag doch der Termin mitten in den nun festgeschriebenen Sommerferienzeit Baden-Württembergs. Als der Erfolg den Aufwand in jeder Beziehung nicht mehr decken konnte, traf man bereits Ende der 70er Jahre die schmerzliche Entscheidung, die Kerwe in dieser Form nicht mehr durchzuführen. Man wollte etwas Neues machen, unter anderen Voraussetzungen und mit einem neuen Gesicht. Nach langwierigen Überlegungen bei den Vereinstermintreffen und nach wiederholten Vorstößen einiger Dilsberger Bürger, wurde die Idee eines Burgfestes geboren, das man in der Bergfeste stattfinden lassen wollte.

Und endlich war es dann soweit, die Idee wurde Wirklichkeit: am 1. und 2. Juni 1985 stieg das erste Burgfest in der Bergfeste in Dilsberg. Die Überlegung war, das Gute (Erhöhung des Bekanntheitsgrades von Dilsberg für den Fremdenverkehr) mit dem Nützlichen (eine Zusatzeinnahme für die 10 teilnehmenden Dilsberger Vereine) zu verbinden, was bereits beim ersten Mal außerordentlich gut gelang. Die Kulisse der Burganlage mit ihren vielen reizvollen Ecken und Winkeln bot sich wie von selbst für dieses Spektakel an und trug neben den vielen Helferinnen und Helfern zum hervorragenden Gelingen des ersten Bugfestes bei.

Das Wetter konnte nicht besser sein und die Vereine gaben sich mit der Bewirtung der Gäste durch das abwechslungsreiche Angebot an Speisen und Getränken viel Mühe. Der Turnerbund hatte sein (vom TV 1876 freundlicherweise ausgeliehenes Zelt) im Burghof aufgestellt, in dem im ersten Jahr die berühmten „Dilsberger Maultaschen“ und „Dilsberger Speckkuchen“ als kulinarische Speisen und im (von Mitglied Günter Knobel ausgeliehenen) „Weinstand“ eine erlesene Weinprobe angeboten wurden. Auch die Mühen des Turnerbundes, wie die der anderen Vereine, wurden durch einen unerwartet großen Zustrom der Besucher finanziell belohnt. Da die Resonanz so gut war, beschlossen die Dilsberger, das Fest am letzten Wochenende im Mai 1986 erneut durchzuführen.

Im Frühjahr 1987 wurde die Überlegung des Gemeinderates konkret, welchen Beitrag der Stadtteil Dilsberg für den Hallenneubau leisten könnte und man kam schnell auf den Gedanken die alte Schule zu veräußern, um damit zur Finanzierung beizutragen. Über den Verwendungszweck der „alten“ Tuchbleichenhalle war man sich noch überhaupt nicht sicher. Man sprach von einem Feuerwehrhaus oder Abriss, was dem Turnerbund überhaupt nicht in sein Konzept passte. Doch zuerst musste man abwarten, welche Vorschläge von offizieller Seite kamen.

In der Turnrat-Sitzung am 18. März 1987 gab der 1. Vorsitzende Edgar Bernhard „zu sehr vorgeschrittener Stunde“ in eigener Sache die Erklärung ab, dass er ab der Mitgliederversammlung 1987 für das Amt des 1. Vorsitzenden aus überwiegend beruflichen Gründen nicht mehr zur Verfügung steht. Die Übernahme von zusätzlichen Aufgaben im beruflichen Bereich lasse ihm keine Zeit mehr, das Amt gewissenhaft auszuführen. Auch wenn in diesem Jahr kein Wahljahr sei, stelle er das Amt zur Verfügung.

Die Entscheidung über den Nachfolger konnte natürlich in dieser Turnrat-Sitzung nicht mehr getroffen werden. Edgar Bernhard schlug noch in dieser Sitzung den amtierenden stellvertretenden Vorsitzenden Werner Horchheimer als seinen Nachfolger vor, wenigstens noch bis zum Ablauf der ordentlichen Wahlperiode im Jahre 1988, der jedoch auch nur für die Übergangszeit zur Verfügung stünde. Während der weiteren Diskussion wurde auch Bernhard Hoffmann, der langjährige Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses vorgeschlagen, der sich an diesem Abend jedoch nicht sofort entscheiden konnte, sondern dazu noch weitere Informationen benötigte.

In der Vorstandssitzung am 25. März 1987 wurde das Amt des 1. Vorsitzenden zuerst noch einmal Werner Horchheimer angeboten, der aus beruflichen Gründen ablehnte. Er meinte, dass es für ihn wenig sinnvoll sei, dieses Amt bis zur regulären Neuwahl des Vorstandes für nur ein Jahr zu übernehmen und schlug vor, Bernhard Hoffmann zum Nachfolger von Edgar Bernhard als 1. Vorsitzenden zu wählen. Dieser war bereit das Amt zu übernehmen. Der Vorstand wählte ihn noch am gleichen Abend einstimmig und machte damit zum ersten Mal in der Geschichte Gebrauch von § 11 der Satzung des Turnerbundes. Die Bestätigung erfolgte durch die abstimmungsberechtigten Mitglieder in der Generalversammlung am 19. März 1988 einstimmig.

Fortsetzung folgt …